Vergiftungen
Vergiftungen bei Haustieren können auf viele verschiedene Arten auftreten. Wenn Sie eine Vergiftung vermuten, bringen Sie bitte eventuelle Verpackungen oder Zutatenlisten sowie Reste von Erbrochenem oder Kot mit in die Tierarztpraxis.
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Vergiftungen
Vergiftungen kommen bei Haustieren in verschiedensten Formen vor. Bei Verdacht mögliche Verpackungen oder Inhaltsstoffe sowie Überreste von Erbrochenem bzw. Kot zum Tierarzt mitbringen.
Die häufigsten Formen und mögliche Vergiftungssymptome sind nachfolgend aufgeführt.
Rattengiftintoxikation
Intoxikation mit Rattengift (Cumarinvergiftung) gehört zu den häufigsten Vergiftungen überhaupt. Die Vergiftung erfolgt hauptsächlich über Rattengiftköder oder die Aufnahme vergifteter Ratten und Mäuse. Cumarinderivate wirken gerinnungshemmend durch eine Entleerung des Vitamin-K-Speichers nach 2-5 Tagen. Deshalb treten Vergiftungssymptome oftmals zeitverzögert auf. Das Vitamin-K wiederum ist für die Blutgerinnung essentiell und wird daher auch als Gegenmittel eingesetzt.
Die häufigsten Symptome sind Lethargie, Blässe, Atemnot und Blutungen.
Neu ist ein Rattengift, dass bei Katzen zu schwersten Unterkühlungen und Kreislaufversagen innerhalb von wenigen Stunden führt. Hier gibt es nur eine raschen symptomatische Therapie
Vergiftungen durch Aufnahme von menschlichen Lebensmitteln:
Schokolade (Theobromin und Koffeine im Kakao)
- Klinische Symptome:
- Hochgradige Unruhe, Herzrasen
- Durchfall, Erbrechen
- Atembeschwerden
- Zittern, erhöhte Empfindlichkeit, Krampfanfälle bis Tod innerhalb von 12 h
- Maximaler Spiegel ab 3-4 Stunden nach Aufnahme, bis 24-36 Stunden anhaltend.
- Giftige Dosis:
- Probleme ab 20mg/kg,
- Lebensbedrohliche Vergiftungen ab 40mg/kg
- Vollmilchschokolade: 100 g enthalten ca. 200mg Theobromin/Koffein
- 10kgKGW Hund: Vergiftungen ab Aufnahme 100gr Tafel
- Trinkschokoladenpulver: 100gr enthalten ca. 400mg Theobromin/Koffein
- 10kgKGW Hund: Vergiftungen ab Aufnahme von 50gr Pulver
- Bitter (Zart-) Schokolade: 100g enthalten ca. 600 – 900mg Theobromin/Coffein
- 10kgKgW Hund: Vergiftungen ab ca. 25-33 gr Schokolade
- Achtung: auch Vergiftungen über Aufnahme von Schwarz- oder Grünteebeuteln oder Zerbeißen von Asthmaspray-Dosen
- Auch Katzen betroffen (Vergiftungsdosis ähnlich Hund)
Weintrauben (auch Rosinen in Backwaren, Trester)
- Gift und Wirkungsmechanismus unklar
- Vermutung: Genetisch festgelegte besondere Empfindlichkeit einzelner Tiere
- Symptome:
- Speichelfluss
- Erbrechen, Durchfall
- Zittern bis zu Krämpfen (seltener)
- Nierenversagen
- Hypercalcämie
- Erhöhte Nierenwerte
- Verminderte Urinproduktion
- Vergiftungserscheinungen ist zu rechnen ab Aufnahme von:
- Hund 5kg 10-30 Trauben
- Hund 20kg 40-120 Trauben
Avocado
- Unklar, ob hier Vergiftungen auftreten können (nur einzelne Berichte)
- Bei Vergiftungen Herzmuskelentzündungen
- Wellensittich und andere Papageienvögel anscheinend besonders betroffen.
Macadamia-Nüsse
- Unklar, warum Vergiftungen auftreten
- Sehr individuell unterschiedliche Empfindlichkeit bei einzelnen Tieren
- Mit Symptomen ab Aufnahme von 1 Nuss pro KG KGW zu rechnen
- Klinisch: Neuromuskuläre Symptome, Erbrechen Durchfall, Abdominalschmerz, Fieber im Vordergrund
Zwiebeln (und Knoblauch)
- Giftstoffe: Schwefelhaltige Aminosäuren
- Klinisch:
- Methämoglobinvergiftung mit chronischer Anämie
- Akut:
- Erbrechen, Durchfall, Lethargie, Apathie
- Beschleunigte Atmung, Herzrasen, Bluthochdruck
- Achtung:
- Meist erst späte Symptome mit 5-10 Tagen Verzögerung auftretend
- Auch chronische Anämien mit Heinzkörperchenbildung als einziger Hinweis
- Vergiftungsdosis:
- ½ Zwiebel je 5 Kg Hund
- Japanische Spitze (Akitas, Shiba Inus) besonders empfindlich
- Katzen sind noch viel empfindlicher als Hunde
- Auch Knoblauchpasten/Produkte, die zur Entwurmung oder gegen Zecken eingesetzte werden, können chronische Vergiftungen (Anämien) hervorrufen!
Xylith (Süßstoff)
- In Zuckerersatz für Menschen
- Auch in vielen Produkten für Diabetiker eingearbeitet, z.B. Soßen, Senf, Süßigkeiten, zuckerfreie Bonbons und Kaugummis
- Klinisch:
- Führt beim Hund zur stark erhöhten Insulinausschüttung und damit zur Unterzuckerung
- Schwäche, Erbrechen, Lethargie
- Bewegungsstörungen bis hin zu Krampfanfällen
- Labor:
- Hochgradige Unterzuckerung
- Elektrolyte: Kalium erniedrigt, Phosphor und Calcium erhöht
- Erhöhte Leberenzyme bis hin zu Leberzelluntergang
Alkohol
- Wie beim Menschen (tödliche Dosis ab 5,5g Alkohol je Kg KGW)
Umgang mit Vergiftung
Nach tierärztlicher Rücksprache können zur Erstversorgung in Abhängigkeit vom Gift z.B. Aktivkohle, Milch, Paraffinöl oder Gerbsäurepräparate wie Tannalbin® gegeben werden, um Toxine zu binden oder abzuführen.
Bei äußerlichem Kontakt (z.Bsp. Pflanzengiften oder Mineralölen) ist sehr gründliches Reinigen von Haut und Haarkleid (Waschen, Scheren) unbedingt erforderlich.
In schweren Fällen sind intensive Infusionen und Magen- bzw. Darmspülungen notwendig.
Wichtige Giftinformationszentren
- Giftinformationszentrale Nürnberg, Tel.: +49-911-39 8-2 45 1
- Kassel: Giftinformationszentrum Tel. 0561/9188188
- Mainz: Med. Universitätsklinik Notfall-Tel. 06131/19240, Tel. 06131/232466
- Bonn: Informationszentrale für Vergiftungen Tel. 0228/2873211
- Göttingen: Giftinformationszentrum Tel. 0551/19240 od. 383180
- Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit